Was lange Zeit heftig diskutiert wurde, ist nun beschlossene Sache: Das Schmerzmittel Tramadol wird nach dem Regelwerk der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ab dem 1. Januar 2024 im Wettkampf verboten. Tramadol darf dann bei Dopingkontrollen im Wettkampf nicht mehr nachgewiesen werden.
Was ist Tramadol?
Bei Tramadol handelt es sich um ein Medikament, das zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen verschrieben werden kann. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist es als verschreibungspflichtiges Medikament für medizinische Anwendungen zugelassen. Es gehört zur Klasse der schwach wirksamen Opioide. Wie alle Opioide birgt es ein Abhängigkeitspotenzial.
Warum wird Tramadol verboten?
Aufgrund seiner Nebenwirkungen und der Gefahr einer Abhängigkeit stellt die Anwendung von Tramadol nach Ansicht der WADA-Experten ein Risiko für die Gesundheit der Athletinnen und Athleten dar. Ein Verbot des Schmerzmittels war bereits seit längerer Zeit in der Diskussion. Einzelne Verbände warfen der WADA in den letzten Jahren vor, zu zögerlich zu handeln, und haben deshalb eigene Maßnahmen ergriffen. So hat der Radsportverband UCI bereits 2019 ein Verbot beschlossen.
Laut einer englischen Studie, die von der WADA gefördert wurde, hat Tramadol auch eine leistungssteigernde Wirkung. Vor allem im Fußball, im Radsport und im Rugby werde es „in erheblichem Umfang“ eingesetzt. Der Weltfußballverband FIFA hätte das Schmerzmittel im Fußball verbieten können, verzichtete aber auf diese Möglichkeit. Zu Beginn der Fußball-WM in Katar sorgte ein Fund des katarischen Zolls am Flughafen von Doha für Aufsehen: Ein Mann war mit 1990 Tramadol-Tabletten im Gepäck festgenommen worden. Ob ein Zusammenhang mit der WM besteht, ist jedoch unklar.
Auch andere Studien deuten darauf hin, dass das Schmerzmittel eine leistungssteigernde Wirkung haben kann. Eine davon unterzog 30 Radprofis einem Leistungstest, wobei die eine Hälfte das Schmerzmittel und die andere Hälfte ein Placebo erhielt. Tatsächlich war die Leistung bei der Placebo-Gruppe um 5 % geringer, was im Wettkampf den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen kann (vgl. Ärzteblatt).
Einige nationale Verbände, darunter auch die deutsche NADA, hatten gefordert, die Substanz schon in die WADA-Verbotsliste für 2023 aufzunehmen, was jedoch nicht geschah. Die WADA verteidigte dies vor allem mit formalen und organisatorischen Gründen: „Wir nehmen uns ein bisschen Zeit, Tramadol auf die Verbotsliste zu setzen, weil wir ein paar Formalitäten haben“, sagte Olivier Rabin, wissenschaftlicher Direktor der WADA, 2022 in einer ARD-Dokumentation. Außerdem müsse sichergestellt werden, „dass überall auf der Welt in gleicher Weise auf Tramadol getestet wird“, so Rabin weiter.
Was bedeutet das in der Praxis?
Tramadol darf im Wettkampf nicht eingesetzt werden. Außerdem darf es bei einer Dopingkontrolle im Wettkampf nicht nachgewiesen werden. Der Zeitraum „im Wettkampf“ beginnt um 23:59 Uhr am Vorabend der Veranstaltung. Er endet mit dem Ende des Wettbewerbs und der damit verbundenen Dopingkontrolle, es sei denn, die WADA genehmigt für eine bestimmte Sportart einen anderen Zeitraum.
Tramadol hat eine lange Eliminationszeit. Daher kann das Schmerzmittel auch dann zu einer positiven Dopingkontrolle im Wettkampf führen, wenn man es nur außerhalb des Wettkampfes eingenommen hat. Die Nationale Anti-Doping-Agentur Deutschland (NADA) empfiehlt, nach der Anwendung von Tramadol einen Abstand von mehreren Tagen bis zum nächsten Wettkampf einzuhalten. Jede medizinische Behandlung mit Tramadol sollte vom behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin schriftlich dokumentiert werden. Dadurch kann im Falle einer notwendigen rückwirkenden Beantragung einer medizinischen Ausnahmegenehmigung (TUE) die Krankengeschichte eindeutig nachvollzogen werden.
Siehe auch: Infoblatt Tramadol der Nationalen Anti-Doping-Agentur Deutschen (NADA). In: nada.de (PDF)

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Kommentar (1)
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29 Sep 2023[…] Tramadol ab 2024 auf WADA-Verbotsliste […]